ALM: ein Chamäleon?
Wer sich mit Softwareentwicklung, Systems Engineering oder Produktentwicklung beschäftigt, stolpert früher oder später über den Begriff ALM: Application Lifecycle Management. Aber was genau verbirgt sich eigentlich dahinter? Und warum scheint jeder etwas anderes darunter zu verstehen? Zeit, Licht ins Dunkel zu bringen.
Application Lifecycle Management - ein Chamäleon zwischen Softwareprodukten und der physischen Welt.
ALM als Management-Ansatz
Einerseits steht ALM für einen ganzheitlichen Management-Ansatz: Es geht darum, den kompletten Lebenszyklus einer Anwendung bzw. einer Software zu steuern – von der ersten Idee, über die Entwicklung und den Betrieb, bis hin zur Wartung und zum „End of Life“. Im Idealfall sind dabei alle Disziplinen und Beteiligten eingebunden: Entwicklung, Test, Betrieb, Qualitätsmanagement, Product Owner, und so weiter.
ALM ist dann die Management-Klammer, unter der Prozesse klar definiert, Übergaben reibungslos und Informationen transparent sind.
ALM als Tool-Kategorie
In der Praxis wird ALM aber mindestens genauso oft als Synonym für eine bestimmte Klasse von Software-Tools verwendet. Namen wie Polarion, Codebeamer, Jira, Azure DevOps oder IBM Engineering Lifecycle Management sind in vielen Unternehmen längst feste Größen. Diese Tools bieten meist eine ganze Palette an Funktionen:
Anforderungsmanagement
Testmanagement
Aufgaben- und Bugtracking
Änderungs- und Konfigurations-Management
Nachverfolgbarkeit (Traceability)
Reporting und Automatisierung
Das Ziel: Möglichst viele Schritte des Entwicklungsprozesses in einer Plattform zu bündeln, um Medienbrüche zu vermeiden und die Zusammenarbeit zu erleichtern. Oft mit Schnittstellen zu Source-Verwaltungen wie Git oder ähnlichen.
ALM jenseits der Software-Entwicklung
Und jetzt wird’s spannend: Viele dieser „ALM-Tools“ werden heute längst nicht mehr nur für Softwareprojekte eingesetzt. In manchen Unternehmen dienen sie als reine Requirements Management Systeme, in anderen als zentrale Plattform für das Systems Engineering – also das Management komplexer Produkte, bei denen Software nur ein Baustein unter vielen ist.
Gerade in regulierten Branchen wie Automotive, Medizintechnik oder Luftfahrt sind ALM-Tools oft vor allem wegen ihrer Dokumentations- und Nachweismöglichkeiten im Einsatz – weniger wegen klassischer Software-Entwicklungsfunktionen.
Wie stehen PLM und ALM zueinander?
Spätestens bei mechatronischen Produkten – also physischen Produkten mit Software-Anteilen – taucht die Frage auf, wie sich ALM eigentlich zum „großen Bruder“ PLM (Product Lifecycle Management) verhält. Während ALM den Lebenszyklus von Software(-Anteilen) steuert, umfasst PLM den gesamten Lebenszyklus eines physischen Produkts: von der Idee, über Entwicklung und Fertigung, bis hin zum Betrieb und zur Außerbetriebnahme.
Bei reinen Software-Produkten ist ALM das Pendant zum PLM – es übernimmt alle Aufgaben des Produktmanagements, nur eben auf die Software bezogen.
Bei mechatronischen Produkten hingegen ist ALM typischerweise ein Teilbereich innerhalb des umfassenderen PLM-Prozesses: PLM steuert das Gesamtprodukt, während ALM sich um die Software-Komponenten kümmert.
Im Idealfall sind beide Welten technisch und organisatorisch eng verzahnt – etwa über Schnittstellen und durchgängige Traceability – damit Anforderungen, Änderungen und Nachweise über alle Disziplinen hinweg transparent und konsistent bleiben.
Wie stehen ALM und Systems Engineering zueinander?
Auch ALM und Systems Engineering sind eng miteinander verbunden, besonders bei der Entwicklung komplexer, mechatronischer Produkte. Während Systems Engineering den ganzheitlichen Ansatz für die Entwicklung von Systemen aus Mechanik, Elektronik und Software liefert, stellen ALM-Tools Funktionen bereit, um Anforderungen, Änderungen, Tests und Traceability effizient zu managen.
In der Praxis werden ALM-Tools oft als zentrale Plattform für das Systems Engineering genutzt, da sie die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen und die durchgängige Nachverfolgbarkeit von Anforderungen bis zu Tests unterstützen. So wird ALM zum wichtigen Enabler für modernes Systems Engineering – vor allem (aber nicht nur), wenn Software ein zentraler Bestandteil des Produkts ist.
Fazit: ALM ist, was man draus macht
Wer von ALM spricht, sollte deshalb immer kurz innehalten und klären, was genau gemeint ist:
Geht es um den übergreifenden Management-Ansatz?
Um Entwicklungsmethoden für Software-Entwicklung?
Um ein bestimmtes Tool oder eine Tool-Kategorie?
Um einen ganz speziellen Anwendungsfall, wie Requirements Engineering, oder Unterstützung anderer Systems Engineering Capabilities?
Oder gar um die Rolle von ALM im Zusammenspiel mit PLM für das Gesamtprodukt?
Die Antwort ist meistens: „Kommt drauf an.“ Und das ist auch okay so – solange alle Beteiligten das gleiche Verständnis haben.
ALM – mit Experten zum Erfolg
Wie der Artikel deutlich zeigt, ist Application Lifecycle Management ein komplexes Themenfeld mit vielen Facetten – von der strategischen Ausrichtung über die Auswahl passender Tools bis hin zur Integration mit bestehenden Prozessen wie PLM oder Systems Engineering. Die erfolgreiche Umsetzung erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch Erfahrung in der Prozessgestaltung und Change Management.
Genau hier kommen Firmen wie BHC Consulting ins Spiel: Als ausgewiesene ALM-Experten unterstützen wir Unternehmen dabei, individuelle ALM-Strategien zu entwickeln, geeignete Tools auszuwählen und nachhaltige Lösungen zu implementieren. Unser Team bringt umfassende Praxiserfahrung aus verschiedensten Branchen mit und begleitet euch und euer Unternehmen von der Analyse bis zur erfolgreichen Einführung und Optimierung eurer ALM-Prozesse.